Thomas Rath ist ein unternehmerischer Tausendsassa: Mode-Entrepreneur, Fashion-Designer, TV-Moderator. In seiner „Thomas Rath Fashion Group“ beschäftigt der gebürtige Rheinländer zehn Mitarbeiter, entwirft zwei Couture-Modekollektionen im Jahr, die weltweit verkauft werden. Ein Modeschöpfer, der nie erschöpft wirkt, denn ganz nebenbei tanzte der 57-Jährige Wahl-Düsseldorfer in der RTL-Show „Let’s Dance“ und war Juror bei Heidi Klums „Germany’s Next Topmodel“ auf ProSieben. Letzteres war für den gebürtigen Kölner 2014 auch ein Sprungbrett in das Homeshopping-Business. Rath erkannte die Chancen, die sich ihm in diesem Segment boten. Seit 2022 agiert er bei HSE und baut seine Zweitlinie zu einer der erfolgreichsten Modemarken im Live Commerce aus. „Wir wollen dieses Jahr mit 'THOM by Thomas Rath' über 100 Millionen Umsatz generieren“, kündigt Rath im Interview mit Business-News24.de an.
Business-News24.de: Herr Rath, sind Sie selbst auch ein Homeshopper?
Thomas Rath: Und wie! Es gibt so viele Produkte, von denen wir zuvor nicht wussten, wie sie unseren Alltag erleichtern. Zuletzt habe ich den Selbstbräuner aus der Kosmetiklinie meiner Kollegin Judith Williams gekauft, ein Sneaker Reinigungsmittel und waschbare Abschminkpads, also umweltfreundlich und nachhaltig.
Allein HSE hat im Jahr 2022 einen Umsatz von 671 Millionen Euro in Deutschland, Österreich und der Schweiz erwirtschaftet. Warum shoppt der Kunde bzw. die Kundin im TV und nicht bei „Galeria Karstadt Kaufhof“?
Zum einen liegt das am Sortiment, das im Kaufhaus nur in begrenztem Umfang angeboten wird. Nirgends werden die Produkte so gut erklärt, wie beim Liveshopping. Die Kundin fühlt sich umfänglich beraten, sie kann das Produkt in aller Ruhe zu Hause aus- bzw. anprobieren und bei Nichtgefallen retournieren. Die Menschen wollen ihren stressigen Alltag vereinfachen, und da ist Liveshopping eine echte Bereicherung.
Als Designer ist man nicht automatisch auch ein guter Verkäufer. Was zeichnet Sie aus?
Das wichtigste ist Authentizität, denn die Kunden merken, wenn du ihnen etwas vormachst, was du nicht bist. Ich bin nahbar, rede einfach drauflos, versetze mich in meine Kunden hinein, gebe Tipps. Und ich beobachte die Menschen, ob im Straßencafé oder auf dem Flug nach Mallorca. Jedoch gehört im TV und bei den Livestreams auch eine gewisse Portion Entertainment dazu. Und das ist mein Talent, das kann ich wirklich.
Lange glaubte man, die typische TV-Kundin ist eine bügelnde Hausfrau, bei der nebenher der Fernseher läuft...
Hach, was für ein Klischee und lange überholt (lacht). Das Durchschnittsalter unserer Kundin liegt bei Mitte vierzig. Auch jüngere und berufstätige Frauen entdecken vermehrt die praktischen Aspekte, sie haben heute keine Zeit, in Geschäfte zu gehen, um anschließend die schweren Tüten aus den autofreien Innenstädten nach Hause zu tragen. Das Freizeitverhalten der Menschen hat sich geändert und Prioritäten werden anders gesetzt.
Ihre Damen- und Herrenkollektion „THOM by Thomas Rath“ umfasst knapp 420 Teile, die Sie in über 500 Live-Shows pro Jahr präsentieren. Hinzu kommen Ihre Couture-Kollektionen sowie diverse Kooperationen, vom Hut- bis zum Bootsdesign. Wie schaffen Sie das zeitlich?
Ich arbeite einfach wahnsinnig gern, achte aber mittlerweile auch auf eine gesunde „Work-Life-Balance“. Unterstützt werde ich deshalb von einem Designteam, die jeweils die Divisionen Mode, Home, Accessoires, Schmuck und Kosmetik betreuen. Ganz wichtig ist mein Ehemann Sandro, der das gesamte „Business Behind“ verantwortet, Verträge, Marketing, aber auch die ständige Erweiterung unserer Geschäftswelt. Als Spross einer Metzgerdynastie und begeisterter Hobbykoch habe ich gerade Kitchen Items entworfen, dazu passend die Gewürze. Und im Oktober launchen wir eine neue Duftserie mit unserem Lizenzpartner Mäurer & Wirtz, die dann exklusiv über die „Müller“-Drogeriekette vertrieben wird.
Sie sind Autor eines Kochbuchs, haben Kostüme für „Holiday on Ice“ entworfen. Gibt es eine Produktart, mit der Sie Ihren Namen nicht in Verbindung bringen würden?
Autoreifen wären sicher nicht mein Kompetenzbereich, obwohl ich sehr gerne Auto fahre. Von mir entworfene Produkte müssen zu mir und meinem Markenkern passen.
In Ihrer Zeit bei QVC hatten Sie zuletzt einen Jahresumsatz von 52 Millionen erzielt, bei HSE haben Sie den Umsatz in zwei Jahren nahezu verdoppelt. Verspüren Sie einen Druck, diese Rekordergebnisse Jahr um Jahr zu toppen?
Nein. Irgendwann ist der Markt gesättigt, und die Messlatte erreicht, das wichtigste ist Zufriedenheit und Dankbarkeit.